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Aktienbewertung

Je höher eine Aktie beim Kauf bewertet ist, desto tiefer wird die langfristige Performance ausfallen. Wir zeigen Ihnen, wie Sie erkennen, ob eine Aktie hoch oder tief bewertet ist.

Doch was ist überhaupt eine Bewertung, wie messe ich die Bewertung, was ist das Gefährliche an hohen Bewertungen?

 

Was ist eine Bewertung?

Die Bewertung ist das, was Sie für eine Aktie bezahlen, im Verhältnis zu dem, was Sie erhalten.

Sie bezahlen: den aktuellen Aktienpreis.

Sie erhalten: den gesamten Gewinn (während der Haltedauer der Aktien), sowie die Vermögenswerte und Schulden des Unternehmens. (Normalerweise ausgedrückt in Einheiten pro Aktie)

Das Ziel besteht darin, möglichst wenig zu zahlen und dafür möglichst viel zu erhalten und auf der anderen Seite zu vermeiden, dass man viel bezahlt und wenig erhält.
Damit Anleger solche Situationen schnell und einfach erkennen, wurden verschiedene Bewertungsmethoden (Kennzahlen) entwickelt.

 

Bewertungsmethoden

Meistens wird eine Ertragsgrösse (Umsatz, EBITDA, EBIT, NOPAT, Reingewinn etc.) ins Verhältnis zum aktuellen Preis (Entweder zum Börsenwert oder dem sogenannten enterprise value; Börsenwert plus Finanzschulden) gesetzt.

Einige Beispiele:
KUV (Kurs-Umsatz-Verhältnis)
KCV (Kurs-Cash Flow-Verhältnis)
KGV (Kurs-Gewinn-Verhältnis)
DR (Dividendenrendite; auch das ist letztlich eine Bewertungskennzahl)

Eine weitere Variante ist der Vergleich einer Bilanzgrösse wie z. B. dem Eigenkapital mit dem Börsenwert. Das wird als Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) bezeichnet.

Stark an Popularität gewonnen hat die DCF-Methode (Discounted Cash Flow). Hier schätzt man eine Ertragsgrösse (üblicherweise der operative freie Cash Flow) für die nächsten 5 – 10 Jahre und diskontiert dann jedes Jahr auf den heutigen Tag ab. Wie das genau funktioniert können Sie hier nachlesen.

(Persönlich halte ich diese Methode für ungeeignet, um börsengehandelte Aktien zu bewerten. Dieser Artikel setzt sich kritisch mit DCFs auseinander.)

Jede Methode hat ihre Berechtigung. Denn nicht alle Unternehmen können gleich bewertet werden.

Unabhängig davon, mit welcher Methode Sie arbeiten wollen: Erwarten Sie keine Wunderdinge, eine Bewertung ist leider immer unscharf. Es ist nicht möglich, den Wert eines Unternehmens bzw. einer Aktie exakt zu berechnen. Sämtliche Resultate sind immer nur ein Hilfsmittel, das Ihnen eine UNGEFÄHRE Grössenordnung anzeigt.

 

Die populärste Bewertungsmethode ist das KGV

Der Begriff KGV ist eine Abkürzung für Kurs-Gewinn-Verhältnis. Für reife Unternehmen mit funktionierenden Businessmodellen funktioniert diese Methode in der Regel sehr gut.

Weil viele Unternehmen in der topdiv-Datenbank genau diese Eigenschaften aufweisen,  arbeiten wir in den meisten Fällen mit dem KGV.

(Eine Ausnahme bilden Aktien aus dem Infrastrukturbereich wie beispielsweise Immobilien oder teilweise  Versorger, sowie Beteiligungsgesellschaften. Die ausgewiesenen Netto-Gewinne dieser Unternehmen zeigen selten die tatsächliche Ertragsstärke an. Hier muss man entweder mit dem EBITDA oder einer Ertragsgrösse ausserhalb der offiziellen Rechnungslegungsnorm arbeiten. Bei diesen Unternehmen führen wir in unserer Datenbank keinen Gewinn pro Aktie.)

 

So wird das KGV berechnet

Aktienkurs geteilt durch den aktuellen Gewinn pro Aktie.

Beispiel:

Aktienkurs: 100
Gewinn pro Aktie: 5
Kalkulation: 100/5
KGV: 20

Je höher das KGV, desto höher die Bewertung und umgekehrt.

Wichtig:
Wenn Sie irgendwo ein aktuelles KGV sehen, müssen Sie unbedingt prüfen, wie es genau berechnet wurde. Das KGV ist nur aussagekräftig, wenn es mit dem bereinigten Gewinn (ohne Sonderfaktoren wie ausserordentliche Erträge oder Belastungen) des letzten Geschäftsjahres oder aber mit einer fundierten Schätzung für das laufenden Jahr ermittelt wurde. Letztlich geht es darum, dass Sie mit einem Gewinn kalkulieren, der die aktuelle Ertragskraft möglichst genau abbildet.

 

Wann ist eine Aktie zu hoch bewertet?

Aktienbewertungen liegen fast immer  innerhalb ihrer langfristigen Bewertungsbandbreite. (Bei guten Unternehmen schwankt das KGV meistens zwischen etwa 15 und 25. Das ist eine Faustregel an die Sie sich halten können.)

Bei KGVs über 30 müssen Sie bei allen Aktien besonders vorsichtig sein und prüfen, ob diese Bewertung gerechtfertigt ist.

Solange Sie Aktien kaufen, die innerhalb der erwähnten Bandbreite bewertet sind, befinden Sie sich in der Regel auf der sicheren Seite.

Gefährlich wird es, wenn das aktuelle KGV sehr weit darüber liegt. Das ist ein deutlicher Hinweis, dass die Aktien stark überbewertet sein könnten.

Sie müssen in solchen Fällen ganz genau hinschauen und abklären, ob die abgerufene Bewertung gerechtfertigt ist.

Das ist sie nur, wenn die Wahrscheinlichkeit einigermassen gross ist, dass sich das Gewinnwachstum erheblich beschleunigen wird.

So können Sie das erkennen:

Beispiel
historische KGV-Bandbreite: 15 – 25
aktueller Kurs: 100
Gewinn pro Aktie: 2
aktuelles KGV: 50

Der Gewinn pro Aktie müsste also in diesem Beispiel in absehbarer Zeit (3-5 Jahre höchstens) auf ungefähr 4 steigen, um die sehr hohe Bewertung zu rechtfertigen. So sänke das KGV auf 25 und die Aktien wären wieder einigermassen vernünftig bewertet.

Besonders bei sehr hohen Bewertungen ist es entscheidend, dass Sie das ungefähre Wachstumspotential des Gewinns abschätzen können.

Von sehr hoch bewerteten Aktien, mit KGVs über 40, sollten Sie generell die Finger lassen. Das Enttäuschungspotential ist meistens zu gross.

Hoch bewertete Aktien (mit KGV’s in den 30ern) kann man als Depotbeimischungkaufen, aber nur dann, wenn Sie aufgrund eigener Analysen zum Schluss kommen, dass das zu erwartende Gewinnwachstum die aktuelle Bewertung gerechtfertigt.

 

Warum ist es gefährlich, hoch bewertete Aktien zu kaufen?

Aktienbewertungen schwanken langfristig um ihre historischen Durchschnittswerte. Manchmal liegen sie deutlich drüber, manchmal deutlich darunter. Irgendwann streben sie jedoch immer wieder in Richtung ihres Durchschnitts.

Dabei ist unerheblich, mit welcher Bewertungsmethode man rechnet, der Mechanismus bleibt derselbe.

Sie können die Bezeichnung Bewertung durch die Bezeichnung Erwartung ersetzen. Im Zusammenhang mit Aktien ist das dasselbe.

Bewertungen sind dann hoch, wenn die Mehrzahl der Marktteilnehmer viel erwartet. Das heisst, erwarten sie massiv höhere Gewinne, kaufen sie schon heute, die Bewertungen gehen hoch. Umgekehrt, wenn sie tiefere Gewinne erwarten verkaufen sie schon heute, die Bewertungen gehen runter.

Nun wissen Sie ja auch wie das ist: Sind Ihre  Erwartungen zu hoch, werden Sie fast immer enttäuscht. Das gilt für alle Bereiche des Lebens. Sind die Erwartungen turmhoch kommt es nicht selten zu Dramen.

Das gilt vor allem auch für Aktien. Je höher eine Erwartung ist, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie dann auch erfüllt wird. Stellt sich irgendwann heraus, dass der Unternehmensgewinn doch nicht so hoch steigt, reagieren die Marktteilnehmer enttäuscht, die Aktien werden verkauft, der Kurs fällt und die Bewertung nähert sich wieder einem realistischen Niveau an.

Dieser Mechanismus ist zeitlos gültig. Natürlich gab es immer Phasen, wo dieses Gesetz scheinbar ausser Kraft gesetzt worden ist, so wie beispielsweise Ende der 60er Jahre bei den sogenannten Nifty-Fifty Aktien in den USA, oder in Japan Ende der 80er Jahre wo das KGV des Nikkei-Index auf absurde 51 stieg , oder während der Technologieblase Ende der 90er Jahre, damals wurden diejenigen Aktien gekauft, die am meisten Cash verbrannten. In diesen Phasen hatte man stets Erklärungen bereit, weshalb das jetzt halt so sei.

Alle Übertreibungsphasen endeten, weil die Marktteilnehmer irgendwann realisierten, dass die Erwartungen viel zu hoch waren.

Je höher die Überbewertung, desto tiefer fällt der Aktienkurs. Der Kauf von massiv überteuerten Aktien ist der direkte Weg zu schwachen Renditen.

 

Vorsicht vor optisch tiefen Bewertungen

Qualitativ hochwertige Aktien können Sie praktisch nie sehr billig kaufen. Nur in Ausverkaufsphasen, wenn Anleger ihre Aktien nicht abstossen, weil sie nicht mehr an die Unternehmen glauben, sondern weil sie in Panik geraten oder verkaufen müssen, gibt der Markt die wirklich interessanten Schnäppchen her.

Das heisst, wenn Sie in normalen Zeiten, wenn weit und breit keine Panik herrscht, eine optisch tief bewertete Aktie finden, stimmt meistens etwas nicht. Es gibt fast immer einen Grund für eine auffällig tiefe Bewertung.

Bewertungen fallen dann, wenn die Mehrheit der Marktteilnehmer verkauft, weil sie davon überzeugt ist, dass das Unternehmen Probleme hat und künftig tiefere Gewinne schreiben wird. Aus meiner langen Erfahrung kann ich Ihnen versichern, dass die Marktteilnehmer INSGESAMT fast immer Recht haben.

Hier gegen die Marktmeinung zu setzen ist ein sehr grosses Risiko.  Natürlich können Sie viel Geld verdienen, wenn Sie eine tief gefallene Aktie eines Unternehmens kaufen, das sich in der Folge erholt und dann wieder hohe Gewinne schreibt.

Doch damit das klappt, müssen Sie sich sehr viele Informationen beschaffen und in der Lage sein, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Zudem benötigen Sie in der Regel Geduld, manchmal dauert es viele Jahre bis Restrukturierungsbemühungen endlich Früchte tragen. Dieses Spiel ist für Privatanleger nicht geeignet.

 

Disziplin ist oberstes Gebot

Es gibt einen durch zahlreiche Studien erwiesenen Zusammenhang zwischen der Bewertung und der Gesamtrendite (Kursentwicklung plus Dividenden). Je höher die Bewertung, desto tiefer die Gesamtrendite und umgekehrt.

Das Tückische dabei: Das gilt nur langfristig. Kurz- Mittelfristig kann alles passieren.

Das heisst im Klartext, Sie können eine hoffnungslos überwertete Aktie kaufen und dabei kurzfristig gutes Geld verdienen. Solche Erlebnisse führen leider oft dazu, dass Anleger den Sinn von vernünftig bewerteten Aktien nicht sehen wollen. Sie argumentieren, dass sie dann schon erkennen würden, wann sie überbewerte Aktien wieder verkaufen müssten. In der Realität gelingt das aber praktisch niemandem. Und wenn doch, dann ist es reiner Zufall.

Oder Sie können Ihre Hausaufgaben machen, eine tief bewertete Aktie kaufen und kurzfristig erheblich Geld verlieren. Hier kommt es vor, dass Anleger die Nerven verlieren und enttäuscht wieder verkaufen.  Sie glauben aufgrund dieser Erfahrung fälschlicherweise, dass der Kauf von vernünftig bewertet Aktien ja doch nichts bringe.

Beide Fälle sind gefährliche Trugschlüsse. Langfristig folgt der Aktienkurs IMMER der Gewinnentwicklung. Da gibt es keine Ausnahmen.

Wie heisst es so schön: Die Zeit ist der Freund guter Unternehmen, aber der Feind schlechter.

Aus diesem Grund ist es von entscheidender Bedeutung, dass Sie diszipliniert keine massiv überbewerteten Aktien kaufen. Langfristig werden Sie dafür reichlich belohnt werden.

 

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