12. März 2020
Coronavirus löst Crash aus - werden die Kurse noch weiter fallen?
Massiver Börsenabsturz – wie konnte es soweit kommen?
Ganz grundsätzlich: Aktienbewertungen schwanken langfristig um ihre historischen Durchschnittsbewertungen. Manchmal liegen sie deutlich drüber, manchmal deutlich darunter. Irgendwann streben sie jedoch immer wieder in Richtung ihres Durchschnitts.
Dabei ist unerheblich, mit welcher Bewertungsart man rechnet. Ob das nun das Verhältnis einer Ertragsgrösse (Umsatz, EBITDA, EBIT, NOPAT, Net Profit etc.) zum Börsenwert ist, oder ob man mit abdiskontierten Erträgen kalkuliert, der Mechanismus bleibt derselbe.
Das ist immer so gewesen und das wird immer so bleiben. Warum ist das so?
Sie können die Bezeichnung Bewertung durch die Bezeichnung Erwartung ersetzen. Im Zusammenhang mit Aktien ist das dasselbe. Bewertungen sind dann hoch, wenn die Mehrzahl der Marktteilnehmer viel erwartet. Dh. erwarten sie massiv höhere Gewinne, kaufen sie schon heute, die Bewertungen gehen hoch. Umgekehrt, wenn sie tiefere Gewinne erwarten verkaufen sie schon heute, die Bewertungen gehen runter.
Nun wissen Sie ja auch, wie das ist: Sind Ihre Erwartungen zu hoch, werden Sie fast immer enttäuscht. Das gilt für alle Bereiche des Lebens. Sind die Erwartungen turmhoch kommt es nicht selten zu Dramen. Das gilt vor allem auch für Aktien.
Die Aktienbewertungen waren vor Corona hoch, teilweise absurd hoch. Jeder wusste, dass das irgendwann korrigiert werden muss. Insofern ist das, was wir jetzt an den Börsen sehen, keine Überraschung.
Wie weit wird der Absturz noch gehen?
Natürlich weiss das niemand. Aber als Orientierung habe ich Ihnen nachfolgend die grössten Börsenkorrekturen des schweizerischen Leitindex SMI (Swiss Market Index) seit 1990 aufgelistet. Beachten Sie dabei die grössten Abstürze.
Es ist absolut möglich, dass wir in der aktuellen Krise ähnliche Verluste einfahren. Sowohl nach dem Platzen der IT-Bubble 2000/2003 als auch während der Finanzkrise 2007/2009 war die Stimmung extrem schlecht. Die Erwartungen an künftige Gewinne waren entsprechend extrem tief. Alle haben verkauft, der SMI fiel beide Male um etwa 55% vom Höchst. Dieses Bild sieht bei allen grossen Indizes ähnlich aus.
Jan. 94 | - März 95 | -23% |
Juli 97 | - Aug. 97 | -13% |
Juli 98 | - Okt. 98 | -39% |
Aug. 00 | - März 03 | -56% |
März 04 | - Aug. 04 | -11% |
Mai 06 | - Juni 06 | -12% |
Juni 07 | - März 09 | -55% |
April 10 | - Aug. 11 | -31% |
Aug. 15 | - Feb. 16 | -21% |
Jan. 18 | - Dez. 18 | -15% |
Feb. 20 | - 12.3. / 15 00h | -26% |
Was könnte den Absturz bremsen?
Es ist so gut wie sicher, dass wir in den kommenden Tagen/Wochen bisher noch nie dagewesene Massnahmen vonseiten der Politik erleben werden. Es werden geldpolitische, fiskalpolitische und auch konjunkturpolitische Aktionen ergriffen werden. Die können von Zinssenkungen, über Anleihenkäufe, Helikoptergeld bis zu Steuererleichterungen und Subventionen aller Art reichen.
Die grosse Frage ist, wird das den Börsenabsturz aufhalten oder gar umkehren?
Wir haben die Kontrolle über die Verbreitung des Coronavirus verloren, die WHO hat nun offiziell die Pandemie ausgerufen. Es herrscht zunehmend eine grosse Verunsicherung und vielerorts auch Angst.
Man weiss nicht, wie lange die Fallzahlen noch steigen werden. Länder wie China, Taiwan, Singapur oder auch Vietnam haben es mit extremen Massnahmen geschafft, den Trend nach ca. 4-6 Wochen umzukehren.
Wenn ich mir das Krisenmanagement unserer westlichen Staaten anschaue, ist es leider wahrscheinlich, dass es bei uns deutlich länger dauert.
Die USA sind überhaupt nicht vorbereitet, Trump hat noch vor einer Woche Witze gemacht, das sei doch nur wieder ein weiterer Schwindel der Demokraten. Deutschland als wichtigstes europäisches Land gibt eine jämmerliche Figur ab. Wo ist eigentlich die Bundeskanzlerin? Müsste sie nicht die Führung übernehmen? Bei uns in der Schweiz hört man seit 2 Wochen nur immer, man solle sich die Hände waschen und Abstand halten. Einschneidende und damit wirksame Massnahmen? Fehlanzeige!
Klar, die einschneidenden Massnahmen werden kommen, das ist keine Frage. Doch wann?
Und wann wird der Höhepunkt der Ausbreitung überschritten werden?
Solange diese Frage nicht geklärt ist, wird sich nichts bessern, da bin ich mir ziemlich sicher.
Bis dahin sinkt nicht nur der Privat-Konsum in einem enorm hohen Ausmass, sondern Firmen werden auch deutlich weniger investieren. Die Menschen meiden zunehmend die Öffentlichkeit, sie reisen nicht mehr, sie gehen nicht mehr auswärts essen, sie buchen keine Kreuzfahrtschiffe mehr, sie schieben den Autokauf, den Uhrenkauf, den Kleiderkauf auf etc. etc.. Unternehmen müssen schauen, dass sie die Krise überleben und verschieben nicht notwendige Investitionen in die Zukunft.
Firmen werden teilweise unter Quarantäne stehen, einige Fabriken werden nur noch auf halber Kraft arbeiten, Lieferketten werden unterbrochen. Damit haben wir auch ein massives Angebotsproblem.
Die Auswirkungen auf die Gesamtwirtschaft und auch auf die Finanzmärkte werden dramatisch sein, das Ausmass kann heute niemand auch nur annähernd abschätzen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass der Börsenabsturz trotz weitreichender Massnahmen der Politik weitergeht und ähnliche Dimensionen wie während der Finanzkrise erreicht, ist gross.
Aber:
Die Welt wird nicht untergehen! Das Coronavirus werden wir besiegen. Es wird wirksame Medikamente geben und es wird wahrscheinlich auch einen Impfstoff geben.
Die Wirtschaft wird sich erholen. Die guten Unternehmen werden nicht nur überleben, sondern gestärkt aus dieser Krise herauskommen.
Für Anleger mit Cash werden sich phantastische Gelegenheiten ergeben. Ich bleibe dran und werde Sie informieren, wann es soweit ist.
Bitte denken Sie immer an eines: Überragende Anlagerenditen erhalten Sie nicht kostenlos. Sie bezahlen sie mit Schmerzen. Entweder mit dem Schmerz der Disziplin oder dem Schmerz des Bedauerns.
Durchzuhalten in einer solchen Situation hat viel mit Disziplin zu tun und das schmerzt im Moment. Wenn Sie jetzt die Nerven verlieren und alles verkaufen, schlafen Sie vielleicht etwas besser. Aber später werden Sie den Schmerz des Bedauerns spüren. Und aus eigener Erfahrung kann ich Ihnen sagen: Der tut viel mehr weh!
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Bleiben Sie optimistisch, alles kommt gut!
Ihr Christian Pickel